Wachstumshormon für alle ?

Noch ist nicht ganz klar, wie die Ursache -Wirkung - Beziehung zwischen Wachstumshormonbildung und Alterung tatsächlich aussieht. Betrachtet man allerdings den physiologischen Abfall der Wachstumshormonbildung, der bereits in der Pubertät beginnt und sich im jugendlichen Erwachsenenalter fortsetzt, und nimmt man einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Hormonabfall und Alterung an, so wären theoretisch 100% der älteren Bevölkerung behandlungsbedürftig. Noch fehlt die wissenschaftliche Grundlage für eine so weitgehende Empfehlung.

Wie wir aus Daten von Personen, die hauptsächlich wegen Wachstumshormonmangel behandelt wurden wissen, kommt es  unter dieser Therapie zu einer Änderung der Körperzusammensetzung, hin zu altersentsprechend normalen Verhältnissen, d. h. einer Abnahme der Fettgewebe- und eine Zunahme der Muskelmasse.

Auch hier haben wir wieder ein direktes Verhältnis zwischen Wachstumshormon und der Körperzusammensetzung: je höher der Fettanteil, um so geringer die Wachstumshormonkonzentration, je höher die Wachstumshormon - konzentration, um so niedriger der Fettanteil.

 

 

Hält Wachstumshormon jung ?

Könnte dieser Effekt als eine Art von “Altersbremse” eingesetzt werden? Eine vor neun Jahren im New England Journal publizierte Studie hat diesbezüglich große Aufmerksamkeit erregt. Eine kleine Gruppe von gesunden Männern zwischen 61 und 81 Jahren wurde über sechs Monate hinweg mit Wachstumshormon “behandelt”. Die Daten wurden mit denen einer Kontrollgruppe verglichen. Tatsächlich kam es in der Behandlungsgruppe zu einem Anstieg von IGF-1 auf das Niveau von jugendlichen Menschen. Zusätzlich traten eindeutige Verschiebungen der Körperzusammensetzung hin zu “jugendlichen” Werten auf. Auch die Hautdicke und der Mineralsalzgehalt des Knochens nahmen signifikant zu, die Fettmasse zumindest tendenziell ab.

DHEA - Wunderdroge gegen Adrenopause ?

Anders verhalten sich jedoch die in der Nebennierenrinde produzierten adrenalen Androgene: Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS), auf die allein sich der Begriff Adrenopause bezieht. Die Andrenopause ist ein Prozeß, dessen physiologische Bedeutung noch weitgehend unklar ist.

Kurz nach der Geburt gibt es relativ hohe Konzentrationen von DHEA und DHEAS, die im weiteren Lauf des Lebens bis nahezu 0 absinken, um ab dem 6. bis 7. Lebensjahr wieder kontinuierlich anzusteigen. Um das 20. Lebensjahr herum werden die höchsten Konzentrationen erreicht.

Welche Funktion die Andrenopause hat, ist unklar. Im weiteren Verlauf des Lebens sinkt die Konzentration von DHEA und DHEAS dramatisch ab und beträgt um das 80. Lebensjahr herum nur noch 10 - 20% des Maximalwertes im jungen Erwachsenenalter.

Die vor allem interessierende Frage ist, ob es irgend einen Sinn macht, diesen physiologischen Abfall von DHEA und DHEAS im Laufe der Alterung auszugleichen.

DHEA ist in den USA in jedem Drugstore zu erwerben, und es gibt praktisch keinen günstigen Effekt, der der dieser Substanz nicht zugeschrieben wird. “It slows aging, it fights cancer and heart disease, it melts fat, it boosts immunity - and more!”

 So berichten Männer, die mit DHEA behandelt wurden über eine deutliche Besserung des Befindens, bei Frauen war bei gleicher Behandlung dieser Befund noch ausgeprägter.

Die Datenbasis für diese Behauptung ist allerdings noch dürftig. So hat man bei über 90jährigen gesunden Personen festgestellt, dass der Activity of Daily Live - Score (ADL) um so niedriger ist, je niedriger das DHEA gemessen wurde. In einer prospektiven Studie an über 65jährigen konnte ein Zusammenhang zwischen der Überlebensrate und der Höhe des DHEA gezeigt werden. Beide Zusammenhänge waren nur bei Männern signifikant, bei Frauen dagegen nicht.

In einigen kleineren Studien zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Höhe des DHEA - Spiegels mit der geistigen Leistungsfähigkeit. Alle diese Daten haben aus methodischen Gründen nur eine geringe Aussagekraft im Hinblick auf eine mögliche Verabreichung des Hormons, sie tragen allenfalls dazu bei, Hypothesen zu generieren.

Depressiv durch Testosteronmangel ?

Eine vor kurzem  publizierte Populationsstudie zeigte einen Zusammenhang zwischen niedrigen Testosteronspiegeln und Depressivität, die mit dem Beck Depression Inventory gemessen worden war. Neben den psychischen Parametern hat Testosteron  auch wichtige Funktionen für die Bildung der roten Blutkörperchen, die Festigkeit der Knochen, die Muskelkraft und die erektile Funktion. Unter Testosteronsubstitution kam es nicht, wie häufig befürchtet, zu einer Erhöhung der Prostatakarzinomrate, aber bei einem bereits bestehenden Prostatakarzinom sollte kein Testosteron verabreicht werden.

Zur Verabreichung eignet sich vor allem Testosteron in Gel-Form, das die bisher üblichen Injektionen und Pflaster überflüssig macht. Der Normbereich, der heute unabhängig vom Alter empfohlen wird, liegt bei 12 - 35 nmol/Liter.

 

 

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