In einer Pilotstudie mit zwölf Patienten, die unter Psoriasis palmaris leiden, hat sich eine Interferenzstrom - Therapie als effektiv und nebenwirkungsarm präsentiert.

Ärzte der Universitäts - Hautklinik in Mannheim haben gemeinsam mit Wissenschaftlern des Forschungszentrums Karlsruhe diese neue Therapieform entwickelt.

Interferenzstrom ist ein hochfrequenter Wechselstrom (4000 Hz), dessen Amplitude niederfrequent (10 - 100 Hz) moduliert wird und der vor allem in der Physiotherapie angewendet wird.

Nachdem die Vorstudien die grundsätzliche Erfolgs - Chance der Interferenzstromtherapie bei Psoriasis angedeutet hatten, wurde nun eine klinische Pilotstudie abgeschlossen, an der zwölf Patienten mit Psoriasis palmaris teilnahmen. Bei allen Probanden bestand die Erkrankung seit mindestens einem Jahr; übliche Therapien hatten keinen Erfolg gebracht. Für jede Studie behandelten die Betroffenen selbst nach Anleitung ihre Hände zwölf Wochen lang zu Hause zweimal täglich für je sechs Minuten mit Interferenzstrom.

Die beobachteten Effekte sind durchaus vielversprechend: Bei elf der zwölf Patienten sind die Läsionen abgeheilt oder deutlich reduziert. Lediglich bei einem Patienten schlug die Therapie nicht an, weshalb er die Behandlung vorzeitig abbrach.

Der Gesamtscore aus Rötung, Schuppung, Erhabenheit, Rhagadenbildung und Pustelentstehung sowie der subjektiven Beurteilung von Juckreiz, Schmerz und krankheitsbedingter Behinderung im Alltag durch die Patienten verbesserte sich im Laufe der Behandlung von 7,5 auf 3,0, der Juckreiz verschwand völlig.

Die Analyse der Studie zeigt ein hochsignifikantes Ergebnis; die Studie wurde mit einem Therapieerfolg von 90% Ansprechrate beendet.

“Die Behandlung erfordert - wie viele Therapien bei der Schuppenflechte - etwas Geduld. Mit ersten Erfolgen ist oft erst nach sechs Wochen zu rechnen”, resümierte Dr. med. Armin Philipp, Mannheim, der  die Untersuchungen dermatologisch betreut.

“Der Interferenzstrom scheint nach unserem ersten Eindruck nicht so schnell zu wirken wie zum Beispiel Calcipotriol, aber wir haben bisher außer einem Kribbeln während der Behandlung keinerlei Nebenwirkungen feststellen können, und im direkten Seitenvergleich sieht es so aus, als ob der Calcipotriol - Effekt nach einigen Wochen stagniert, während die Besserung unter Interferenzstrom dann noch weiter fortschreitet. Diesen Seitenvergleich führen wir derzeit mit Patienten durch, die unter Psoriasis an den Armen leiden.”

HINTERGRUND

Elektrische Felder lösen in lebenden Zellen Signalketten aus, die komplexe Zellfunktionen beeinflussen können. Beispielsweise kann die Menge des zellulären Botenstoffes cAMP durch die elektrischen Felder verändert werden. Je nach Modulationsfrequenz tritt eine Erhöhung oder eine Verringerung auf.

Die Behandlung der Psoriasis mit Interferenzstrom zielt darauf ab, die krankhaft erhöhte Teilungsaktivität der Basalzellen zu normalisieren. Ansatzpunkt ist der schon seit längerem bekannte Befund, dass in den psoriatischen Hautzellen die Konzentration des cAMP vermindert ist. Dies ist häufig ein Auslöser für eine Erhöhung der Teilungsaktivität von Zellen.

In den Zellen kann nun mit hochfrequentem Wechselstom, der mit geeigneten Frequenzen moduliert wird, der cAMP - Spiegel erhöht werden, was bei wiederholter Behandlung zu einer Normalisierung der Teilungsaktivität führen sollte.

Dr. Ute Wagner

 

Quellen: Philipp A. et al.: Interferential current is effective in psoriasis, an open prospective trial. European Journal of Dermatology 10 (2000). 195-198 Forschungszentrum Karlsruhe, Joachim Hoffmann, 2. Februar 2000

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